Das Coronavirus ist in Zentralasien angekommen. Am 13. März meldete Kasachstan offiziell die ersten Infizierten. Einige Tage später folgten Usbekistan und Kirgistan. In Tadschikistan und Turkmenistan soll es noch keine Fälle von COVID-19 geben.

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Niedrige Fallzahlen im Vergleich zu Europa

Tatsächlich war Zentralasien lange ein weißer Fleck auf der Landkarte des Coronavirus – obwohl stark betroffene Länder wie China und der Iran angrenzen. Auch deshalb sind die offiziell gemeldeten Zahlen mit Vorsicht zu behandeln.

Aktuell (Stand 20. März, 15:00 Uhr) sind in Kasachstan 49 Menschen erkrankt, 33 in Usbekistan und sechs in Kirgistan. Turkmenistan und Tadschikistan haben noch keine Coronafälle gemeldet.

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Quarantäne in Almaty und Nur-Sultan, noch keine Ausgangssperre

In Almaty herrscht derweil Quarantänestimmung: leere Straßen, geschlossene Cafés und kaum Menschen auf der Straße. Schon am 15. März wurde der Notstand ausgerufen. Seit gestern stehen Almaty und die Hauptstadt Astana (Nur-Sultan) unter Quarantäne. An den Zufahrtsstraßen wurden Kontrollpunkte eingerichtet und Militär stationiert.

Coronavirus Kasachstan
Das kasachische Militär riegelt die Zufahrtsstraßen nach Almaty und Nur-Sultan ab. | Foto: akorda.kz

Eine Ausgangssperre wurde zwar in den Städten selbst noch nicht verhängt, aber ganze Wohnblöcke schon zu Quarantänezonen erklärt. Die Bewohner dieser Häuser dürfen laut Berichten tatsächlich nur noch zum Einkaufen das Gelände verlassen. Schulen wurden ebenfalls geschlossen.

Ab 22. März soll es keine Inlandsflüge mehr nach Almaty und Astana geben. Internationale Flüge – sofern noch nicht abgesagt – sollen aber weiterhin stattfinden.

Grenzen sind dicht

Kasachstan hatte bereits Ende Januar die Grenzen nach China geschlossen, und auch die anderen zentralasiatischen Staaten schotten sich ab. In Turkmenistan sollen die Grenzen schon seit Anfang Februar dicht sein. Usbekistan hat die Ein- und Ausreise erheblich erschwert. Seit dieser Woch sind auch die Grenzübergänge nach Kirgistan geschlossen.

Eigentlich beginnt an diesem Wochenende das Frühlingsfest Naurys, ein wichtiges Ereignis in Zentralasien. Während Kasachstan, Kirgistan und Usbekistan bereits Großveranstaltungen und auch die bevorstehden Feiren abgesagt haben, halten Tadschikistan und Turkmenistan an den Vorbereitungen zu Nauryz fest.

Derweil setzen Usbekistan und Kirgistan auch auf die Erfarungen aus China mit dem Coronavirus und haben das Land um Hilfe gebeten. So sind bereits chinesische Ärzte auf dem nach Usekistan.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Wirtschaftlich trifft die Coronapandemie die Länder Zentralasiens besonders hart. China hat bereits angekündigt wegen der Krise dort weniger Gas aus Zentralasien importieren wollen. Das betrifft besonders Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan. Letzteres exportiert 80 Prozent seines Gases in das Reich der Mitte. Kirgistan und Tadschikistan, die auf die Rücküberweisungen von Arbeitsmigranten angewiesen sind, werden wohl besonders unter der wirtschaftliche Schwäche Russlands zu leiden haben.

Kasachstan ist besonders vom Verfall des Ölpreises betroffen. Der Staatshaushalt des Landes basiert auf einem Ölpreis zwischen $55 und $60 pro Barrel. Aktuell liegt der Preis bei etwas mehr als $26. Dadurch befindet sich auch der Tenge im freien Fall. Innerhalb weniger Tage hat er mehr als zehn Prozent an Wert gegenüber dem Euro/US-Dollar verloren.

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Regierungen schnüren Rettungspakete

Die kasachische Regierung hat bereits angekündigt, kleinen und mittleren Unternehmen helfen zu wollen sowie einen Sonderfonds auflegen zu wollen. Außerdem hat die Regierung die Möglichkeit, Preisobergrenzen für Lebensmittel und weitere lebensnotwendige Produkte festzulegen. Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche prognostiziert für Kasachstan für das laufende Jahr ein korrigiertes BIP-Wachstum von 1,2 Prozent (Prognose vor der Krise: 3,7 Prozent).

Kirgistans Nationalbank hat die Banken dazu aufgerufen, Zahlungsfristen für laufende Kredite um mindestens drei Monate zu verlängern.

In Usbekistan wurde ein Anti-Krisen-Fonds in Höhe von zehn Billionen Som (eine Milliarde Euro) eingerichtet, um der Coronavirus-Pandemie im Land entgegenzuwirken. Dabei geht es vor allem um Maßnahmen für die Wirtschaft. Außerdem soll es Steuererleichterungen geben und Mitarbeiter im Gesundheitswesen mehr Geld erhalten.

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Optimistischer Ausblick

Wir hoffen natürlich, dass ihr da draußen gesund bleibt, und dass die Folgen für uns alle überschaubar und zu bewältigen sein werden. Vielleicht bleibt auch ein wenig davon hängen, dass das Leben etwas langsamer auch funktioniert und dass man trotzdem – oder gerade deswegen – dran Freude haben kann.

Heute kam die Nachricht, dass die Stadtverwaltung on Almaty erwägt, nicht mehr ganze Häuser und Wohnkomplexe zu Quarantäne-Zonen zu erklären, sondern nur noch Hauseingänge. Das klingt – in unserer Situation hier – schon ein bisschen weniger beängstigend.

Also, passt auf euch auf und haltet Abstand, und bis bald!

Kommentare (2)
  1. Liebe Edda, das klingt ja dramatisch. Ich hoffe, ihr kommt gesund und frei durch die Krise. Ich habe jetzt erst die Folge gehört und sogleich euren Podcast auf Spotify abonniert. Wir müssen überall auf der Welt aufpassen, dass die Grundrechte nicht dauerhaft eingeschränkt werden. Bei Euch ist das ja noch akuter als hier obwohl die BRD auch immer autoritärer wird. Ihr habt das sehr gut gemacht. Es war interessant Euch zuzuhören.

    Alles Gute
    Frank (aus Wernigerode Agraringenieurschule)

    • Lieber Frank, ooooh, dank dir sehr für deine tolle Rückmeldung. Wie schön, dass du uns hörst und sogar abonniert hast! 🙂

      Ja, mittlerweile sind zwei Wochen vergangen, und die Bewegungsfreiheit in Almaty wurde noch weiter eingeschränkt. Allerdings muss man auch sagen, dass alles Lebensnotwendige sicher gestellt ist. Gänge zum Supermarkt, in die Apotheke und zur Arbeit sind möglich, ansonsten darf man sich nur 500 Meter von der Wohnung entfernen. Auch Masken sind, anders als in Deutschland, überall erhältlich.

      Ich bin mittlerweile nach Deutschland gekommen, ich glaube, mit dem letzten Flieger, der von Almaty nach Europa ging, Othmara ist noch da und sitzt die Krise jetzt dort aus. Und wir hoffen natürlich wie alle, dass alles gut geht, hier wie in Zentralasien, und dass alle gesund bleiben. Das wünsch ich auch dir. Sei ganz herzlich gegrüßt. Edda

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